Montag, 31. März 2014

Gegen die Vision der "marktkonformen Hochschule"!

Pressemitteilung des LandessprecherInnenrates

Nun ist die Katze aus dem Sack. Das "Hochschulstrukturkonzept" der Landesregierung wurde veröffentlicht. Die Bekanntmachungen des Wirtschafts- und Wissenschaftsministers Möllring machen endgültig deutlich, dass er bei der Veröffentlichung des mysteriösen Arbeitspapiers letztes Jahr wohl nicht die Wahrheit gesagt hat. Entgegen seiner damaligen Ausführungen wird deutlich, dass es direkt aus seiner Feder gestammt haben muss, zu ähnlich sind die darin enthaltenen Pläne. Wenn es nach dem Kürzungsminister Möllring geht, sollen ganze Fakultäten und Institute geschlossen werden, bestimmte Studiengänge wird es in Sachsen-Anhalt demnach gar nicht mehr geben.


Die Aussagen des Ministers und der Geist des Papiers lassen die Vision der "marktkonformen Hochschule" erahnen, die sich einige Akteure in der Landesregierung intensiv wünschen. Magdeburg ist dafür ein gutes Beispiel: an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg sollen die Humanwissenschaften den Ingenieurwissenschaften geopfert werden, das geisteswissenschaftliche Fächerspektrum reduziert werden, dass der Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften gestärkt werden. Dies würde 3000 Studienplätze betreffen. Dazu erklärt Dirk Gernhardt vom LandessprecherInnenrat der Linksjugend [‘solid] Sachsen- Anhalt: „Hier werden Wissenschaftszweige gegeneinander ausgespielt und Wissenschaft in "nützlich" und "weniger nützlich" eingeteilt. Das ist eine Vorstellung, die genau den ökonomischen "Visionen" und Ideen der Landesregierung entspricht – „zukunftsfähigen Fachbereiche“ ist der Euphemismus der dafür verwendet wird. Wir lehnen dieses durch und durch kapitalistische Denken ab, alle sollten die Möglichkeit haben, ihr Leben so zu gestalten, wie sie wollen. Das schließt natürlich auch die freie Wahl des Studienplatzes ein, ohne Druck von einer Landesregierung, die nur bestimmte Studiengänge als förderungswürdig betrachten.“

So ist auch die Überlegung der CDU-SPD-Regierung über die Abschaffung der Lehramtsausbildung für Sport und Geografie in Halle, die nach Leipzig verlagert werden soll, ein negatives Paradebeispiel dieses Denkens. Das würde nämlich bedeuten, dass es die entsprechenden Lehrämter in Sachsen-Anhalt nicht mehr geben wird. Ein Land, das in Zukunft scheinbar keine Lehrerinnen und Lehrer mehr braucht, kann aber sicherlich auch auf eine vernünftige Lehrkraftausbildung im Bereich Psychologie oder im Bereich anderer Fächer verzichten. Dazu Dirk Gernhardt weiter: „Letztlich verspricht sich die Landesregierung Einsparungen im Hochschulbereich, erhalten wird sie aber nur eine unattraktive und monolithische Wissenschaftslandschaft und weniger junge Menschen, die gerne in Sachsen-Anhalt leben wollen. Das führt auch sämtliche Imagekampagnen der letzten Jahre ad absurdum, denn wenn Studieninteressenten Sachsen-Anhalt bei ihrer Studienplatzwahl bereits heraus selektieren, weil sie zu Recht irritiert sind von den immer neuen Hiobsbotschaften, kann man sich die zahlreichen Kampagnen, die "junge Fachkräfte" ins Land locken sollen, auch komplett schenken. Das wäre doch mal eine sinnvolle Einsparung."


Nun heißt es, wie schon im letzten Jahr, der Landesregierung heiße Monate zu bescheren und mit einer großen Protestwelle auf sie einzuwirken, damit diese katastrophale Zerstörungspolitik endlich ein Ende hat.


Quelle: Landesverband

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