Pressemitteilung des LandessprecherInnenrates
Nun ist die Katze aus dem Sack. Das "Hochschulstrukturkonzept"
der Landesregierung wurde veröffentlicht. Die Bekanntmachungen des
Wirtschafts- und Wissenschaftsministers Möllring machen endgültig
deutlich, dass er bei der Veröffentlichung des mysteriösen
Arbeitspapiers letztes Jahr wohl nicht die Wahrheit gesagt hat.
Entgegen seiner damaligen Ausführungen wird deutlich, dass es
direkt aus seiner Feder gestammt haben muss, zu ähnlich sind die
darin enthaltenen Pläne. Wenn es nach dem Kürzungsminister
Möllring geht, sollen ganze Fakultäten und Institute geschlossen
werden, bestimmte Studiengänge wird es in Sachsen-Anhalt demnach
gar nicht mehr geben.
Die Aussagen des Ministers und der Geist
des Papiers lassen die Vision der "marktkonformen Hochschule"
erahnen, die sich einige Akteure in der Landesregierung intensiv
wünschen. Magdeburg ist dafür ein gutes Beispiel: an der
Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg sollen die
Humanwissenschaften den Ingenieurwissenschaften geopfert
werden, das geisteswissenschaftliche Fächerspektrum reduziert
werden, dass der Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften
gestärkt werden. Dies würde 3000 Studienplätze betreffen. Dazu
erklärt Dirk Gernhardt vom LandessprecherInnenrat der Linksjugend
[‘solid] Sachsen- Anhalt: „Hier werden Wissenschaftszweige
gegeneinander ausgespielt und Wissenschaft in "nützlich" und
"weniger nützlich" eingeteilt. Das ist eine Vorstellung, die genau
den ökonomischen "Visionen" und Ideen der Landesregierung
entspricht – „zukunftsfähigen Fachbereiche“ ist der Euphemismus
der dafür verwendet wird. Wir lehnen dieses durch und durch
kapitalistische Denken ab, alle sollten die Möglichkeit
haben, ihr Leben so zu gestalten, wie sie wollen. Das schließt
natürlich auch die freie Wahl des Studienplatzes ein, ohne Druck
von einer Landesregierung, die nur bestimmte Studiengänge
als förderungswürdig betrachten.“
So ist auch die Überlegung der
CDU-SPD-Regierung über die Abschaffung der Lehramtsausbildung für
Sport und Geografie in Halle, die nach Leipzig verlagert werden
soll, ein negatives Paradebeispiel dieses Denkens. Das würde
nämlich bedeuten, dass es die entsprechenden Lehrämter in
Sachsen-Anhalt nicht mehr geben wird. Ein Land, das in
Zukunft scheinbar keine Lehrerinnen und Lehrer mehr braucht, kann
aber sicherlich auch auf eine vernünftige Lehrkraftausbildung im
Bereich Psychologie oder im Bereich anderer Fächer verzichten.
Dazu Dirk Gernhardt weiter: „Letztlich verspricht sich die
Landesregierung Einsparungen im Hochschulbereich, erhalten wird
sie aber nur eine unattraktive und monolithische
Wissenschaftslandschaft und weniger junge Menschen, die gerne in
Sachsen-Anhalt leben wollen. Das führt auch sämtliche
Imagekampagnen der letzten Jahre ad absurdum, denn wenn
Studieninteressenten Sachsen-Anhalt bei ihrer Studienplatzwahl
bereits heraus selektieren, weil sie zu Recht irritiert sind von
den immer neuen Hiobsbotschaften, kann man sich die zahlreichen
Kampagnen, die "junge Fachkräfte" ins Land locken sollen, auch
komplett schenken. Das wäre doch mal eine sinnvolle Einsparung."
Nun heißt es, wie schon im letzten Jahr,
der Landesregierung heiße Monate zu bescheren und mit einer großen
Protestwelle auf sie einzuwirken, damit diese katastrophale
Zerstörungspolitik endlich ein Ende hat.
Quelle: Landesverband
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