Mittwoch, 23. Mai 2012

Antidemokratisch, elitär und in Bad Kösen gern gesehen

Bildquelle: Katja Hinsenbrock / pixelio.de
Vom 23.05. bis 26.05.2012 werden sie sich wieder in Bad Kösen treffen und wie jedes Jahr ihr antidemokratisches Gedankengut verbreiten.
Die Rede ist diesmal nicht von Neonazis, sondern von den rechskonservativen Verbindungen aus dem Kösener-Senioren-Konvents-Verband (KSCV), welche sich alljährlich auf der Rudelsburg zum „Kösener Congress“ einfinden.
Christoph Schniefke vom Landesarbeitskreis Antifa der Linksjugend.solid erklärt dazu:
„Es ist ein Skandel, dass sich in Bad Kösen alljährlich und ungestört Studentenverbindungen treffen und ihr reaktionäres Gedankengut verbreiten können. Es ist mir unerklärlich wieso es in Bad Kösen keinerlei Berührungsängste mit antifeministischen elitären Männerbünden gibt.“


Studentenverbindungen allgemein....
Vorgängerorganisationen der späteren Studentenkorporationen, Burschenschaften und Verbindungen gründeten sich bereits im Jahre 1789 als ständische Vertretungen an einzelnen Universtitäten zur Abwehr aufklärerischer Ideen der französischen Revolution. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und den damit einhergehenden Nationalismus im Zuge der Gründung des deutschen Reiches, entwickelten sich die Korporationen und Verbindungen zu überregionalen Organisationen. Diese Organisationen haben seit jeher einige gemeinsame Grundzüge: Lebensbundprinzip, Hierarchien, Befehls-Gehorsam-Prinzip und Männerbündelei. Frauen sind in diesen Verbindungen nicht zugelassen. Gemäß den rechtskonservativen Werten der Verbindungen sind sie lediglich als Anstaltsdamen, mit denen sich die Männer schmücken können, auf öffentlichen Empfängen und Tanzabenden willkommen. 


Gemäß dem Lebensbundprinzip gehorchen die studentischen Mitgliedern den bereits fertig studierten „Alten Herren“. Diese wiederum sorgan dafür, dass ihre Schützlinge nach dem Studium in gehobene gesellschaftliche Positionen kommen. Zudem wird großer Wert auf „Männlichkeit“ gelegt, die durch verschiedene Rituale immer wieder unter Beweis gestellt werden muss. Wer bei diesen Ritualen versagt wird von den anderen Mitgliedern der Verbindung bestraft. Zu diesen Ritualen zählt sowohl übermäßiger Alkoholkonsum bis hin zum erbrechen als auch in „schlagenden Verbindungen“ das rituelle Fechten, bei dem als Zeichen der Männlichkeit eine Narbe im Gesicht, der sogenannte „Schmiß“, verbleibt. Das gemeinsame Ziel der studentischen Bünde und Corps ist es, eine rechtslastige männliche Elite zu reproduzieren und politisch Einfluss zu gewinnen. 


...und der KSCV im Besonderen
Im KSCV, welcher sich in Bad Kösen trifft, ist das Fechten mit scharfen Waffen Pflicht. Ihren Sitz hat sie auf der Rudelsburg in Bad Kösen, wo auch alljährlich ihr „Kösener Congress“ statt. Der KSCV unterhält in Bad Kösen mehrere Denkmäler. Unter anderem ein Gefallenendenkmal für die gefallenen Corpsstudenten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, welches 1872 zur nationalistischen Totenehrung errichtet wurde. Die „für`s Vaterland Gefallenen“ werden nicht nur betrauert als „Fundament für den Sieg“ des Vaterlandes gefeiert. Der machtpolitische Krieg von 1870/71 in dem viele Menschen ihr Leben ließen wird vom KSCV zu einer Errungenschaft deklariert. Auch für die Soldaten des ersten Weltkrieges besitzt der KSCV ein Denkmal in Bad Kösen. Das Löwendenkmal wurde während der Weimarer Republik errichet und drückt das Unbehagen über den verlorenen Krieg symbolisch aus. Der KSCV schreibt dazu „Der sterbende König der Tiere richtet seinen ungebrochenen Kampfeswillen nach Westen.“. Um nach Außen demokratisch zu wirken wird nach Außen hin betont, das Denkmal und seine Symbolik sei nur „als ein Zeitdokument der damaligen Sicht“ zu verstehen. Es ist jedoch bekannt, dass Studentenverbindungen nach Innen keinen Hehl aus ihrer Sympathie für das Kaiserreich und den Revanchismus rechter Kreise der Weimarer Republik machen. Deshalb verwundert es nicht, dass auch ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. vom KSCV gepflegt wird. Auf dessen Inschrift heisst es „Dem Andenken / Sr. Majestät/ des hochseligen Kaisers / Wilhelm I./ in Treue und Verehrung. / Die deutschen Corpsstudenten“.


...und die Stadt?
In Bad Kösen hat man kein Problem mit den Koorperierten. Amts- und Mandatsträger der Stadt besuchten sogar die Einweihung des Denkmals für die Gefallenen Corpsstudenten im Deutsch-Französischen Krieg. Neben einigen Stadträten waren zu dessen Einweihung der damalige Bürgermeister von Bad Kösen Herr Emus und der ehemalige Justizminister und damaliger Bürgermeister von Naumburg Herr Becker.


Landesarbeitskreis Antifa/Antira

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen