Bericht einer besondere Blockade
Magdeburg, 14. Januar 2012
(tk) Das sind die Abenteuer der Bezugsgruppe um André, Sascha, Mathias, Clemens und Tobias. Pünktlich zum vereinbarten Termin trafen wir uns am Linksjugend ['solid] Stand. Nach kurzer Besprechung war klar, wir würden eine Bezugsgruppe bilden. Wir fackelten nicht lange und stiegen in die nächste Straßenbahn. Eine gute Entscheidung, wie sich später zeigte. Natürlich sind fünf fast schwarz gekleidete Jugendliche für Polizisten sehr interessante Personen. Dementsprechend gesellte sich dann jemand zu uns, der verdächtigerweise ein Funk-Headset trug. Obwohl relativ viel Platz in der Straßenbahn war und auch eine Clown-Gruppe dazu stieg, befand sich besagte Person in unserem direkten Umkreis. Unbehelligt erreichten wir unsere Zielhaltestelle. Schon von weitem war ein Streifenwagen zu sehen, den wir aber umgehen konnten, indem wir einfach früher abbogen.
(tk) Das sind die Abenteuer der Bezugsgruppe um André, Sascha, Mathias, Clemens und Tobias. Pünktlich zum vereinbarten Termin trafen wir uns am Linksjugend ['solid] Stand. Nach kurzer Besprechung war klar, wir würden eine Bezugsgruppe bilden. Wir fackelten nicht lange und stiegen in die nächste Straßenbahn. Eine gute Entscheidung, wie sich später zeigte. Natürlich sind fünf fast schwarz gekleidete Jugendliche für Polizisten sehr interessante Personen. Dementsprechend gesellte sich dann jemand zu uns, der verdächtigerweise ein Funk-Headset trug. Obwohl relativ viel Platz in der Straßenbahn war und auch eine Clown-Gruppe dazu stieg, befand sich besagte Person in unserem direkten Umkreis. Unbehelligt erreichten wir unsere Zielhaltestelle. Schon von weitem war ein Streifenwagen zu sehen, den wir aber umgehen konnten, indem wir einfach früher abbogen.
Unser erstes Ziel war [dumdidumm :)] Eine andere Gruppe hielt gerade eine Asamblea (ein Plenum) ab, wo wir vorerst nicht weiter stören wollten. Die folgende Nachricht traf uns wie ein Schlag. Die anderen Leute, mit denen wir eine Gruppe bilden wollten, kamen nicht mehr zu uns durch. Die Polizei hatte die Gegend abgeriegelt, auch die Straßenbahnen wurden weiträumig umgeleitet. Wir fünf waren nun also auf uns gestellt. Zum Glück erklärte sich die andere Gruppe bereit, gemeinsam was zu machen, bzw. uns in ihr Konzept zu integrieren. Ihr Ziel: Eine friedliche Sitzblockade, aber nicht als Parolen-skandierender Block sondern als Trauerumzug. Dazu hatten sie Kostüme, die KZ-Häftlinge und eine Trauergemeinde darstellen sollten. (Da wir ja eh schwarz anhatten, passten wir auch in unseren Klamotten in das Konzept). Passend dazu war ihr 7-Meter Transparent: „Für das Erinnern – Wir trauern um jeden Menschen, den wir an den Faschismus verlieren“.
Gespannt verfolgten wir die Twitter-Nachrichten, um den optimalen Starttermin zu finden. Die Zeit verbrachten wir mit Gesprächen, Aktionstrainings und Plena (was tun wenn?). Irgendwann war es so weit. Der Trupp von knapp 40 Personen sammelte sich (verkleidet) [dumdidumm :)] erreichten wir unbehindert die Demoroute der Nazis. Die Polizei hatte den Bereich lediglich mit einem Streifenwagen (zwei Personen) abgesichert. Die Gareisstraße war frei, und so zogen wir als Trauergemeinde so weit wir eben konnten den Nazis entgegen. Relativ schnell hatten wir Begleitung von Presse und Demosanis. Die Klirren der Ketten der KZ-Häftlinge (sie waren an den Füßen zusammengekettet) und unser Schweigen fanden ihren Weg durch die Straßen der Stadt. Erst an der Kreuzung Agnetenstraße stießen wir auf eine undurchdringliche Polizeikette. Auf die Aufforderung, die Straße zu räumen, reagierten wir geplant mit der Sitzblockade. Wir wurden seitens der Polizei korrekt behandelt und wie aus dem Lehrbuch drei Mal verwarnt. Keine*r folgte der Aufforderung. Also blieb der Polizei nichts anderes übrig, als uns zu räumen. Soweit ich es miterlebte, gingen die Polizisten dabei vorbildlich vor, bis auf einen Zwischenfall, der nicht ganz hätte sein müssen. Jede*r wurde separat darauf angesprochen, dass die drei Warnungen vorbei gewesen waren und wir die letzte Möglichkeit haben, freiwillig den Platz zu verlassen, andernfalls müssten wir akzeptieren, dass Gewalt angewandt werden würde.
Gruppenkonsens in der Bezugsgruppe war, dass wir nicht freiwillig gehen, aber uns auch nicht – wenn ein Wegtragen ansteht – unnötig in einander verkeilen. So räumte uns die Polizei und je nachdem, für welche Haltung mensch sich entschieden hatte, war der Transport bis außerhalb der Demoroute mehr oder weniger angenehm. Hier folgt leider eine erste kurze Negativmeldung der ansonsten guten Polizeiarbeit: eine als KZ-Häftling verkleidete Mitt-40erin entschied sich, den Polizisten (es waren tatsächlich zwei Beamte) das Tragen nicht all zu leicht zu machen, und sich hängen zu lassen. (Im Sinne von keine Körperspannung aufbauen, die eine Anwendung von Hebe(l)-wirkung zuließe.) Auf halbem Weg zwischen Blockadepunkt und Absperrung war den Polizisten wohl die Puste ausgegangen, jedenfalls ließen sie die Frau runter. Sie stellte sich aber weiter spannungslos. „Nun haben Sie sich doch nicht so, da vorne ist doch die Absperrung“ und als sie trotzdem nicht reagierte setzte einer der Polizisten gleich einen der schmerzhaften Handverdrehungshebel an. Worauf sie reagierte, dass sie bislang total friedlich war, und doch auch bitte so behandelt werden wolle. Tatsächlich löste der Beamte den Hebel und die Dame wurde bis hinter die Absperrung gebracht. Dies zeigte uns: Wäre die Presse nicht gewesen (die auch bis zum Ende der Auflösung zugegen war) und hätten wir anders gehandelt, hätte diese Blockadeauflösung auch ganz schnell anders verlaufen können. (An dieser Stelle frag ich mich sowieso, ob teilweise bewusst Polizist*innen eingesetzt werden, die sich „beweisen“ wollen, oder die kaum Erfahrung haben…).
Letztendlich waren alle Blockierer*innen hinter der Absperrung. Dort konnten wir uns so positionieren, dass auch der vorbeiziehende Nazi-Treck in den Genuss „unseres“ Transparentes kam. Danach wollten wir eigentlich wieder zurück in die Wohnung, um die Kostüme loszuwerden. Jedoch waren wir auf der falschen Straßenseite gelandet. Einige von uns versuchten auf der freien Straße zu gehen, um die Einsatzwagen der Polizei zu hindern, die wiederum eine andere Blockade auflösen wollten. Ein Fußtrupp der Polizei forderte uns natürlich auf, dies zu unterlassen, und wir kamen dann doch ins Pöbeln „Und was war das in Dessau?“ Relativ schnell reagierte die Gruppe mit einem Plenum, auf dem beschlossen wurde – wer ein Kostüm trägt, darf dies nicht tun – bzw. sollte es ausziehen, um das Pöbeln von der Aktion abzugrenzen. Die Gruppe wurde geteilt in die Leute, die weiter zu Blockaden oder wichtigen Versammlungsorten wollten oder die Leute, die zuerst die Kostüme los werden und oder nach Hause wollten. Unsere Bezugsgruppe formierte sich dann und zog mit ersterer Abteilung zum Campustower, wo wir auf die anderen Bezugsgruppen stießen.
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