Freitag, 23. März 2012

Pressemitteilung

Geh zur Schule oder du landest im Knast!

 

Bildquelle: Jens Weber / pixelio.de
Wie aus einer kleinen Anfrage der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt hervorging, landen jedes Jahr bis zu 500 SchulverweigerInnen im Gefängnis. Diese würden in normalen Haftanstalten untergebracht, zusammen mit StraftäterInnen, obwohl das "Schulschwänzen" nur eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Wie die rechtspolitische Sprecherin der Linksfraktion Eva von Angern bereits richtig feststellte, sei der erzieherische Effekt gleich Null. Weder Unterricht noch sozialpädagogische Betreuung seien während einer Inhaftierung abgesichert.

Diese Rechtspraxis ist in Deutschland nicht ungewöhnlich. Gerade junge Menschen sollen durchaus in frühen Jahren "die harte Hand des Gesetzes" zu spüren bekommen, wenn sie sich ungehorsam verhalten. Dies betrifft übrigens auch die Sanktionierungspraxis im SGB II, nach der junge Menschen besonders schnell Sanktionen und Abzüge auf das Arbeitslosengeld II erhalten. Die Idee dahinter widerstrebt allem, was mit moderner Pädagogik und Menschenverstand zu tun hat. Das autoritäre und schlichte Bestrafen, schlimmstenfalls noch mit Freiheitsentzug, führt meistens zu gegenläufigen Effekten, ändert aber das Problem nicht. Warum geht ein Schüler oder eine Schülerin nicht zur Schule? Diese Frage gilt es explizit zu beantworten. Die Ursachen können vielfältiger Natur sein. Bis hin zu einer regelrechten Schulphobie oder Angst vor Mobbing und Bullying ist alles denkbar. "Die harte Hand des Gesetzes" interessiert das freilich nicht. Sie geht davon aus, dass junge Menschen, so sie denn recht- und frühzeitig einen Denkzettel verpasst bekommen, schon ordentlich spuren werden und eine Wiederholung der "Tat" ausgeschlossen sei.

"Die gemeinsame Unterbringung von Schülern mit Straftätern ist ein Skandal" meint Robert Fietzke, Jugendkoordinator der Linksjugend ['solid] Sachsen-Anhalt. "Dass Justizministerin Angela Kolb jahrelang - immerhin ist sie seit 6 Jahren im Amt - keinen Finger rührte und gerade jetzt so tut, als könne sie nichts dafür, grenzt an Hohn. Wir begrüßen zwar ihre Forderung nach der Abschaffung dieses blödsinnigen Arrestes, möchten aber anmerken, diesen Worten nun auch schnellstens Taten Folgen zu lassen. Von Lippenbekenntnissen wird sich das Problem nicht lösen lassen".

Magdeburg, 23. März 2012, Linksjugend ['solid] Sachsen-Anhalt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen