Bericht über unsere Veranstaltung am vergangenen Donnerstag
(cb) Nach dem Wegfall der Wehrpflicht steht die Bundeswehr vor einer schwer lösbaren Aufgabe: die Rekrutierung eigenen Nachwuchses. Kamen früher Heerscharen junger Leute zum Bund, so kommt er nun zu ihnen, hält Unterricht, finanziert Sport- und Freizeitaktivitäten und unterstützt gezielt zweckdienliche Forschung an deutschen Hochschulen. Mit Argwohn beobachten wir die schleichend zunehmende Militarisierung von Bildung und finden, dass dieses Thema bislang im öffentlichen Diskurs kaum wahrgenommen und angesprochen wird.
Was ist die Militarisierung von Bildung? Wie konkret gestaltet die Bundeswehr ihre Werbetour durch das deutsche Bildungswesen und was können wir unternehmen, um unseren Unmut über diese leise Vereinnahmung auszudrücken? Um diese Frage beantworten zu können, haben wir am 19. Januar Mechthild Exo, Friedens- und Konfliktforscherin aus Berlin und ihres Zeichens antimilitaristische Aktivistin, eingeladen.
In einer gemütlichen Runde mit insgesamt 23 TeilnehmerInnen haben wir einen spannenden Vortrag von Mechtild gehört, bei dem man durchweg gemerkt hat, wie gut und tief sie in der Materie steckt. Nach der Einführung, dass sich militärische Forschung überall, in der Technik, der Medizin, den Sozialwissenschaften, ja sogar in der Ethnologie, verbirgt, wurde unter anderem das Thema „Reservisten an Hochschulen“ angesprochen und wie deren vermehrte Auftritte gewertet werden müssen. Hierbei geht es um die gezielte Werbung um Nachwuchs, insbesondere in strukturschwachen Regionen und das Etablieren von Studiengängen wie „military studies“, was man beispielsweise in Potsdam studieren kann. Bei solchen Studiengängen wird die militärische Intervention als Normalität gelehrt und kaum mehr in Frage gestellt.
Weiter ging es über die Verbindung zwischen Militarismus, Kolonialismus und einhergehen-dem Rassismus zur Frage der sogenannten „responsibility to protect“ (dt.: Verantwortlichkeit zu Beschützen), wie auch der Interventionsforschung. Abgeschlossen wurde der Vortrag mit einer regen Diskussionsrunde, in der die TeilnehmerInnen Fragen stellen konnten und miteinander eigene Eindrücke der Militarisierung der Bildung austauschen konnten. Diese Möglichkeit des Austauschs untereinander war uns besonders wichtig und es hat uns gefreut, dass die Diskussionsrunde so gut und spannend lief – vielen Dank dafür!
Termine der Bundeswehr in Sachsen-Anhalt bis Ende März |
Schon gewusst? Die Bundeswehr kommt auch zu uns nach Sachsen-Anhalt, wirbt auf insgesamt 16 Veranstaltungen in 8 Städten allein bis Ende März - und zwar neben Berufs-Messen auch an Berufsschulen, Gymnasien und anderen Schulen. Wenn auch du meinst, dass die Bundeswehr insbesondere nicht an Bildungseinrichtungen werben sollte oder Fragen zu dem Vortrag hast, dann melde dich bei uns – wir freuen uns, ins Gespräch zu kommen und vielleicht gemeinsam etwas zu bewegen. Wir planen bereits die ersten Aktionen und haben eine Vielzahl an Materialien zur Verfügung!
Lesezeichen der Hochschulbibliothek. Auf der Rückseite wirbt die Bundeswehr "Das ist die Freiheit, die wir meinen" oder "Wir. Dienen. Deutschland." |
Weiterführende Links:
http://zivilklausel.blogsport.de/ (Derzeit noch im Aufbau)
http://zivilklauselkongress.blogsport.de/ (Zivilklausel in Tübingen)
http://akzivilklauselgiessen.wordpress.com/ (Zivilklausel in Gießen)
http://www.zivilklausel.uni-koeln.de/ (Zivilklausel in Köln)
http://jugendoffizier.wordpress.com/ (Bundeswehr raus aus dem Klassenzimmer)
http://microenergy-foundation.com/natwiss/ (NaturwissenschaftlerInnen)
http://ialana.de/ (JuristInnen)
http://ippnw.de/ (ÄrztInnen)
http://fiff.de/ (InformatikerInnen)
http://www.imi-online.de/ (Informationsstelle Militarisierung)
http://www.kehrt-marsch.de/ (Mitmachkampagne)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen