Sonntag, 10. November 2013

Lasst uns Sand im Getriebe sein!



Am vergangenen Donnerstag fand im bis auf den letzten Platz gefüllten Café Central eine Buchlesung mit dem österreichischen Jugendkulturforscher und Autoren Bernhard Heinzlmaier statt. Eingeladen hatte die Linksjugend ['solid] Magdeburg.


Bernhard Heinzlmaier stellte sein aktuelles Buch "Performer, Styler, Egoisten" [Archiv der Jugendkulturen Verlag, Berlin 2013, ISBN 3943774430] in Auszügen vor. Der Untertitel des Buches lautet "Über eine Jugend, der die Alten die Ideale abgewöhnt haben" - und damit ist der Tenor des Abends recht gut umrissen.

Dass fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zunehmend ökonomisiert werden, ist bei Weitem keine neue Erkenntnis. Der Autor legte jedoch detailliert und in aller Klarheit - man könnte auch sagen: Radikalität - die Mechanismen dar, deren Zusammenwirken letztlich die Transformation von einer echten Wertegemeinschaft zu einer bloßen Kosten-Nutzen-Gesellschaft bewirkt.

Das Fazit des Autors lautete sinngemäß, dass die angeblich so rebellische Jugend gegen den allgegenwärtigen Einfluss des Neoliberalismus genau so wenig gefeit ist wie die Generation ihrer Eltern. Dazu trägt nicht zuletzt die schleichende Umwandlung des Bildungssystems in ein marktorientiertes Ausbildungssystem bei, das zunehmend darauf abzielt, "Humankapital" zu produzieren - statt jungen Menschen neben dem notwendigen Faktenwissen auch ethische und moralische Grundwerte zu vermitteln.

In der anschließenden Diskussion wurden sowohl ganz pragmatische als auch sehr grundsätzliche Fragen besprochen. Am Ende stand mehr oder weniger die Erkenntnis, dass sich der Kapitalismus und die neoliberalen Ideologie nicht ganz so einfach "abschaffen" lassen, wie manch Linker es gerne hätte. Jede und jeder Einzelne kann jedoch sehr wohl ihr Scherflein dazu beitragen, die aktuelle Entwicklung zumindest abzumildern, und zwar ganz einfach, indem er*sie möglichst viel "Sand ins Getriebe streut"!

An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an's Café Central, die knapp 60 Besucher*innen und last but not least Bernhard Heinzlmaier, der sogar auf ein Honorar verzichtet hat, was wir ihm nicht hoch genug anrechnen können!

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