Sonntag, 13. Oktober 2013

Grußwort* der kommunistischen Plattform der FDP

Während dem Großteil von uns dieses Wochenende der Weg zum Landesparteitag der Partei DIE LINKE gelang, möchten wir Euch nicht den Erlebnisbericht eines Genossen vorenthalten, der sich durch widrige Umstände plötzlich auf dem Parteitag der KPFDP (Kommunistische Plattform der FDP) wiederfand. Er dokumentierte für uns das "Grußwort zum Parteitag" des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat von Kleinpoppenhagen an der Ursel, Kevin Bommel:


"Liebe Freundinnen und Freunde,

zuerst die gute Nachricht: Diese Partei lebt! Und zwar in uns. Mit uns. Durch uns. Für uns.

In. Mit. Durch. Für.

Das Wort inmitdurchfür kommt aus dem Isländischen und bedeutet frei übersetzt soviel wie "im Zweifel doch eher dogmatisch ausgelebte Solidarität".

Und das ist ja wohl kein Zufall!

(Pause für erst vereinzelten, dann schnell wieder abebbenden, etwas ratlos wirkenden Applaus)

Ich weiß das und Ihr wisst das auch. Hören wir doch bitte auf, uns gegenseitig etwas vorzumachen! Seien wir einfach mal ehrlich: Wir haben nun mal einen gewissen Anspruch, und dieses Problem wird nicht einfach so verschwinden, nur weil wir uns weigern, offen darüber zu reden!

Und deshalb sage ich hier und jetzt:

(dramatische Pause)

ICH HABE EINEN TRAUM!

(Im Publikum stöhnt jemand deutlich hörbar: "Oh nein, bitte nicht!")

Ich träume von einer Partei, in der es erlaubt ist, auch mal laut zu fluchen, wenn einem etwas so richtig auf den Kuckuck geht! Potzdonner und verflixt noch mal!

(Geballte Faust --> Rednerpult, mit Schmackes)

Was haben wir nur aus uns machen lassen?

(Zwischenruf: "Weicheier!")

Ja, äh, darauf komme ich später auch noch zu sprechen, wenn dann noch Zeit ist. Jedenfalls wollte ich sagen: Das kann ja wohl nicht alles sein, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Was wir zubieten haben ... ... ... Hä?

(kurze Verwirrung, dann erleichtert weiter)

Ach so, sorry, da war gar kein Punkt, sondern ein Komma. Egal ...

Wir haben doch aber viel mehr zu bieten! Zum Beispiel Hoffnung und Zuversicht. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, wie es doch so schön heißt. Das bedeutet aber: Die Hoffnung wird uns schon mal nicht abhanden kommen, BEVOR NICHT DER - ODER DIE! - LETZTE VON UNS INS GRAS GEBISSEN HAT!!!

(Geballte Faust --> Luft)

(Totenstille im Saal)

Und deshalb bin ich so zuversichtlich, dass unsere Botschaft die Menschen auch wirklich erreicht. Diese Botschaft ist so klar und so eindeutig - was ist denn daran bitte noch misszuverstehen?

Inzwischen bestreiten ja nicht mal mehr unsere politischen Gegner, dass da etwas nicht stimmen kann, wenn die Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten!

(Einsamer Klatscher brüllt: "Ja, genau!")

(Grasbüschel weht über die Bühne, irgendwo spielt irgendwer einzelne Töne auf der Mundharmonika)

Na jedenfalls, die Menschen wissen das, und sie sind uns dankbar dafür, dass wir das auch mal mutig laut aussprechen. DESWEGEN werden wir gewählt, das zeigen die Umfragen ganz deutlich. Inzwischen schreibt das ja sogar der Spiegel, und zwar nicht erst seit gestern, das sollten wir nie vergessen.

Auf die Lügenkampagnen der spießbürgerliche Hetzpresse kann ich gerade leider nicht weiter eingehen - ich glaube, ich habe die Redezeit eh schon überschritten ...

(fragender Blick in Richtung des tagungsleitenden Zentralkomitees)

(extrem desinteressierte, fast schon apathisch wirkende Blicke zurück)

Aber apropos Wahlen: Meine Vorredner haben das Wahlergebnis nun schon bis zur Kotzgrenze analysiert - bitte entschuldigt die Wortwahl. Ich möchte aber noch einen Schritt weitergehen. Und meinen Senf dazugeben.

Wir sollten uns doch mal ganz selbstkritisch fragen: Woher kommt eigentlich diese Fixierung auf Prozentzahlen und die Anzahl der Sitze im großen Glashaus namens Bundestag? Und wer im Glashaus sitzt, sollte übrigens nicht mit Steinen werfen, nicht wahr?

(Buhrufe vom radikalen Flügel, klirrend fallen Flaschen um)

Was ich damit sagen will: Wir sind drin im Bundestag, und damit ist es doch gut! Geschafft. Super. Und damit Ende der Debatte. Ich sehe wirklich nicht ein, was an Wahlergebnissen zwischen 5 und 50 Prozent überhaupt großartig zu diskutieren wäre.
Entweder wir reißen die 5-Prozent-Hürde oder wir kriegen endlich mal eine absolute Mehrheit gebacken. Sekt oder Selters, so sehe ich das. Über beides wäre dann sicherlich zu reden, wenn es soweit ist ...

Aber alles dazwischen sind höchstens Zwischenstopps auf einem langen und steinigen Weg. Und der Weg ist doch das Ziel, liebe Genossinnen und Genossinnen!

(einzelne, im Saal versprengte Klatschgeräusche)
  
"Per aspera ad astra", möchte ich fast sagen!

(vereinzelte "Astra, Astra"-Rufe)

Und nun möchte ich schließen mit einem vielzitierten Satz, auf den alle hier bestimmt schon sehnsüchtig warten ...

(Pause. TIEFES Einatmen, Luft anhalten, bedeutungsschwanger in die erwartungsvollen Gesichter gucken, hörbares Ausatmen. Dann voller Elan:)

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit, liebe Genossinnen und Genossen!

(Das Publikum erhebt sich. Dreht sich geschlossen um. Stürmt fluchtartig aus dem
Saal in Richtung Bar.
)


*Wer Satire findet, darf sie behalten ;)

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