Donnerstag, 2. Mai 2013

Der große Geschichts-Kehraus

Die Junge Union Magdeburg ist gerade sehr stolz auf sich: "Erneut nahmen wir als einzige Jugendorganisation in Magdeburg wieder an der Frühjahrsputzaktion unserer Landeshauptstadt teil." schreiben sie auf Facebook.

Also, das kommt überraschend! Die JU scheint ja doch zu etwas nützlich zu sein. Haben sie den Müll von den Brachflächen gesammelt? Haben sie die Glassplitter von den Geh- und Radwegen gefegt? Haben sie die schwimmenden Plastiktüten aus der Elbe gefischt? Das wäre ja wirklich phänomenal! Lesen wir weiter: "Wie es bereits Tradition geworden ist, reinigten unsere Mitglieder das Kriegerdenkmal im Stadtteil Fermersleben" Ach so! Natürlich ist die JU nicht in die Naturschutzbranche eingestiegen. Nein, sie säuberten lediglich ein Monument zur Verherrlichung und Mystifizierung von Krieg, Heldenkult und Nationalismus.

Das Kriegerdenkmal Fermersleben wurde 1934 gebaut und trug den Schriftzug "DEN GEFALLENEN SÖHNEN VON FERMERSLEBEN", war also jenen Soldaten gewidmet, die im Kaiserreich fröhlich in den Krieg marschierten bevor sie merkten, was für eine schlechte Idee das war. Das Kreuz auf dem Monument erinnert an ein Schwert - ist das also die Auffassung eines modernen Christentums für die JU? Früher waren am Denkmal noch eine Liste von größeren Schlachten des Ersten Weltkrieges und ein Eisernes Kreuz befestigt. Es war ein Ausdruck des heroisierenden Kriegskultes des Nationalsozialismus, der die Schrecken des Ersten Weltkrieges glorifizierte, anstatt aus ihnen zu lernen.

Wir als Linke Jugend- und Hochschulgruppe meinen, dass es in Magdeburg wichtigere Aufgaben gibt, als ein Denkmal aus der Nazizeit zu pflegen und damit eben jene Kriegsheldenverehrung aufrecht zu erhalten, welche das Schlachthaus Europa in zwei Weltkriegen ermöglichte. Deshalb wird die JU auch weiterhin die einzige Jugendorganisation bei ihrer Art von Frühjahrsputz bleiben. 

Wenn die JU putzen mag, dann könnten die Stolpersteine in der ganzen Stadt mal eine Politur vertragen und natürlich sollte die JU auch ihre nationalistischen, militaristischen und reaktionären Gedanken abwaschen. Die sind nämlich ziemlich verstaubt.

P.S.: Das mit den Stolpersteinen übernehmen wir dann lieber.

2 Kommentare:

  1. Warum nicht nach gemeinsamen Zielen suchen?
    Es ist leicht, sich von anderen abzugrenzen, sie zu belächeln oder gar lächerlich zu machen. Wenn du besser sein willst, dann sei Mensch. Geh auf andere Menschen zu, anstatt sie weg zu stoßen, ohne sie jemals angehört zu haben. Was macht DICH besser???

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    1. Gemeinsame Ziele mit der JU? Klar ist es leichter, sich abzugrenzen, aber hier handelt es sich sicherlich um politische Antagonist*innen, bei denen die Suche nach Gemeinsamkeiten in etwa so effektiv ist wie die Suche nach einem sozialen Gewissen bei der FDP.

      Thomas S.

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