Freitag, 16. November 2012

Debatte um Xavas: Der Sexismus kommt zu kurz

In der Debatte um das Lied "Wo sind" der Rapper Xavier Naidoo und Kool Savas, kurz "Xavas", kommt uns ein Aspekt in der medialen Aufarbeitung des Falls bislang zu kurz: ihre latente Frauenverachtung.
In dem Song werden Vergewaltigungen und Ritualmorde von Jungen in eine Linie mit Homosexualität gestellt, indem als sozusagen "probate Alternative" dazu, der Verkehr mit Frauen nahegelegt wird. Diese biologistische Argumentationsweise diskreditiert nicht nur schwule und lesbische Beziehungen an sich, sondern lässt auch ein bedenkliches Bild von Frauen erahnen, die nicht länger als integre und selbstbestimmte Personen, sondern als objektifizierte Triebabfuhrmittel "genutzt" werden können. Sexismus pur, der sich nicht zuletzt in der Wahl der Wörter niederschlägt, die Frauen nicht als solche, sondern nur als Pars pro toto, als (Körper-)Teil des eigentlichen Ganzen, abwertend bezeichnen.

Dass sich die mediale Bericherstattung auf den Vorwurf der Homosexuellenfeindlichkeit stürzt und stützt, ist richtig. Dass die Frauenverachtung allerdings in bisher nahezu keinem Artikel erwähnt wird, ist erschreckend. Dabei spazieren in "Wo sind" Homophobie und Frauenverachtung in trauter Zweisamkeit und Hand in Hand durch den deutschen Hip-Hop, was das Feuilleton offenbar nicht erkennt oder geflissentlich unter den Tisch fallen lässt. Egal wie - beides ist erschreckend, entlarvt es doch erneut, wie normal diese Zustände sind und wie selbstverständlich mit ihnen umgegangen wird. So wird wieder nicht die Möglichkeit ergriffen, auf Aspekte der allgegenwärtigen Unwertschätzung hinzuweisen, um damit bestehende Phobien und Ismen im Rap, wie auch im Rest der Gesellschaft sichtbar zu machen. Stattdessen wird nur von einem konkreten Fall, von einem konreten Vorwurf berichtet, ohne ihn in den Gesamtkontext einzuarbeiten.

Insofern kann die Anzeige der Linksjugend ['solid] bei der Mannheimer Staatsanwaltschaft nur als Auftakt begriffen werden, der in erster Linie auf- und wachrrütteln soll, um sich konsequenter mit menschenverachtender Musik auseinanderzusetzen. Wir halten es mit den Worten des Berliner Rappers Tapete: »Änder dein Vokabular, du spielst ihnen auch schon mit nur verbalem Homohass zu. Warst du mal echt verliebt und dachtest das sei großes Liebe? Da gibt es Gleichgeschlechtlich einfach keine Unterschiede.«

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